Ich sitze mit meinem Mann auf dem Sofa. Es geht um die Urlaubsplanung. Wir haben die Unterkunft für ein verlängertes Wochenende in der Natur bereits gebucht. Nun ist noch eine andere Idee aufgetaucht: Familienbesuch verbunden mit einem Fest, das einmal im Jahr stattfindet.
Mein Mann sagt, es sei ihm zu viel, zwei lange Wochenenden unterwegs zu sein.
Ich biete an, einen Teil der Zeit in der Natur alleine mit den Kindern zu verbringen. Dann bemerke ich ein unangenehmes Gefühl im Brustraum und halte inne. Moment mal! Will ich das wirklich?
Mir fällt ein, was ich kürzlich in meiner Coachingausbildung gelernt habe: Es gibt eine Traumareaktion, die sich Fawning* nennt. Mein unbedachtes „Es-recht-machen-wollen“ erinnert mich an diese Reaktion.
Ich sage zu meinem Mann, dass mein Angebot vorschnell war. Erleichterung stellt sich ein, es ausgesprochen zu haben. Am nächsten Tag schreibe ich in Ruhe eine Email, in der ich meinem Mann erläutere, warum mir die gemeinsame Zeit in der Natur wichtig ist und warum ich es gleichzeitig schön finden würde, kurz darauf den Familienbesuch zu machen. Ob er sich vielleicht doch beides vorstellen könne?
Für mich überraschend kommt die Antwort, dass er es sich vorstellen könne, beides zu machen und dass er sich über meine wertschätzende Email gefreut habe. Ich mache innerlich Luftsprünge. Ich habe für mich gesorgt, in dem ich klar geäußert habe, was ich (nicht) möchte. Und ich durfte erleben, dass es nicht nur mir sondern auch der Beziehung gut getan hat.
*Fawning: Der Begriff kommt aus dem Englischen (fawn=Rehkitz) und bedeutet jemandem schmeicheln, katzbuckeln oder kriechen. Damit gemeint ist, beständig die Wünsche und Bedürfnisse der Bezugsperson zu lesen und das eigene Verhalten darauf auszurichten nicht anzuecken, nicht aufzufallen und keine Wut zu provozieren. Dieses Verhalten entwickeln Kinder als Überlebensstrategie.
Kennst du ähnliche Situationen? Versuchst du manchmal, es anderen recht zu machen, ohne nachzuspüren, was du selber brauchst? Vielleicht sogar ohne den anderen zu fragen, was er wirklich braucht?
Ich biete Begleitung an, einen Raum zum gemeinsamen Forschen. Katharina Lenz, Dipl. Psych., Coach für somatische Begleitung, traumasensibel Gestaltungsfreiraum.Lenz@posteo.de